Reisen in ZEITEN der Klimakrise

Näher, Langsamer, Länger, Nachhaltiger

Viele Menschen wollen die Welt entdecken. Rund 1,5 Milliarden verreisen mindestens einmal im Jahr – mit sichtbaren und überwiegend negativen Folgen für die Klimabilanz. „Flugscham“ und „Overtourism“ sind plakative Schlagwörter, die jede Reise jenseits des ICE-Netzes zu einer Gewissensangelegenheit macht.

Auch Servas-Reisende müssen sich mit  plakativen Forderungen auseinandersetzen, vor allem die, auf Flugreisen gänzlich zu verzichten. Aber was bringt es, wenn 10 oder 20 Prozent der Bevölkerung aufs Fliegen verzichtet – und die übrigen drehen das Rad des weltweiten Massentourismus weiter? Wir alle können dazu beitragen, den Klimawandel einzudämmen und uns um unseren Planeten kümmern.

Angefangen bei unserer Art zu reisen, über den Strom, den wir nutzen, bis hin zu unserer Ernährung – wir können einen Unterschied machen. Von der Einrichtung von Mobilitätsketten in den bevorzugten Unterkünften bis zum Essen, das wir nachfragen – Servas-Reisende versuchen, einen Unterschied zu machen.

Worin besteht dieser Unterschied?

Auch, wenn jeder Servas-Reisende seine eigene Wahl treffen muss – die Gedanken gehen oft in ähnliche Richtungen: 

  • Näher reisen: Wer nähere Reiseziele wählt, erzeugt weniger CO2. Wenn es ums Fliegen geht, heißt das auch, nur die große Strecke mit dem Flugzeug zu überbrücken – und auf Zubringerflüge im Heimatland sowie Inlandsflüge im Zielland zu verzichten. 
  • Langsamer reisen:  Wer seine Reise gut plant, kann nicht nur auf Inlandsflüge, sondern auch auf Leihwagen verzichten.
    Die Alternativen heißen Zug, Bus oder Fahrrad. Insbesondere Busse oder Minibusse gibt es in den meisten (ärmeren) Ländern der Welt. Und dadurch ergeben sich nebenbei viele Begegnungen. 
  • Länger reisen: Wer sich darauf einlässt, nur alle paar Jahre eine (längere) Flugreise zu machen, wird die Dauer seiner Reise ausdehnen wollen. Das schafft Raum und Zeit für lokale Erkundungen und Gespräche mit Servas-Gastgeber:innen. 
  • Nachhaltig reisen: Ein von Reiseveranstaltern inflationär verwendetes Stichwort. Da bezieht ein Beach-Resort Ökostrom, und schon ist das ganze Pauschalreiseangebot „nachhaltig“.

    Auch wenn es keine anerkannte Definition gibt, was nachhaltiges Reisen ausmacht, ist doch ziemlich klar, worum es geht: dass Reisen und Aufenthalte sich positiv auf Natur und die Umwelt sowie Kultur und Wirtschaft der Gastregion  auswirken.

    Das umzusetzen, bedeutet in der Praxis zuallererst einmal, lokale Infrastruktur zu nutzen – wozu größere Hotels mit enormem Wasser- und Energieverbrauch definitiv nicht zählen.
    Die Unterkunft ist aus mehreren Gründen wichtig: Sie ist der zweitgrößte Faktor für den CO2-Fußabdruck, der Schlüsselfaktor für den Wasserverbrauch und für Fairness und soziale Nachhaltigkeit der Jobs in der Tourismus-Branche.

    Servas-Reisende können durch ihr Gastgeber-Netzwerk auf kommerzielle Hotels weitgehend verzichten und sich bei ihren Gastgeber:innen informieren, wie sie lokale Unternehmen und Dienstleistende am besten unterstützen.

 

Servas tritt für die Achtung und den Schutz unseres Planeten ein

Die gleichermaßen perfekte wie nachhaltige Reise wird es nie geben. Aber es gibt schon Wegmarken für eine Mobilität, die das Reisen nicht abschaffen will, aber Anpassungen für den Klimaschutz einfordert.

Und genau darum ging es auch der Servas Gemeinschaft, als sie 2022 auf ihrer Weltkonferenz in Indien ein klares Bekenntnis formuliert hat: dass Servas-Reisende und Gastgeber:innen neben ihrem Bekenntnis zur Toleranz und Verständigung zwischen den Völkern auch ihre Verantwortung für die Achtung und den Schutz unseres Planeten wahrnehmen.