Spiele-Peter „bummelt“ durch Südamerika

Peters  SERVAS-Reisebericht:
BUMMELN durch die AMERIKAS – mit und ohne SERVAS
(Teil III: SÜD-AMERIKA)
– Von New York City durch die USA,  dann im Zickzack durch MEXICO,   schließlich durch ganz ZENTRAL-AMERIKA – alles in gut 1/2 Jahr  (beschrieben in meinem SERVAS-Reise-Report Teil I).
– Mitreißende Kontaktfreudigkeit & eine Verkettung von SERVAS-Einladungen in 4 Monaten KOLUMBIEN (s:Teil II !).
Teil III:
  Gut 1 Jahr lang mich kreuz&quer durch SÜD-AMERIKA treiben lassen;
  von KOLUMBIEN bis PATAGONIEN.   (2018-20)

Wer sich von kolumbianischer Kontaktfreudigkeit und Gastlichkeit bezaubern ließ, sollte nicht gleiche Maßstäbe für den Rest des Kontinents anlegen! Überall gibt es Gastlichkeit, und oftmals hängt sie von einem selbst ab: Von der Zeit, die man mitbringt, von der eigenen Offenheit und Angstfreiheit. Auch SERVAS gibt’s in sämtlichen Ländern dort; zumindest laut Hostlists.
In ECUADOR z.B. kontaktiere ich 13 Hosts und Dayhosts, erhalte dafür genau eine Reaktion.
Daraus allerdings wird ein wunderbarer gemeinsamer Tag mit einem Dayhost und seiner gesamten Familie in & um Quito, v.a. am Äquator-Denkmal & -Museum. Streckenweise spektakuläre ANDEN-Landschaften, bunte dörfliche Wochenmärkte, Naturerlebnisse im AMAZONAS-Tiefland, sogar einige Strände am PAZIFIK, v.a. aber die (Weltkulturerbe-) Kolonialstil-Altstädte von QUITO und CUENCA
erlebe ich als den ‚Zauber‘ Ecuadors.  Unterkünfte, Busfahrten und Essen
sind in Ecuador überall leicht zugänglich und preisgünstig.
Weit, weit weg von ECUADOR liegen die GALAPAGOS INSELN: Über 1000km
und 3 Flugstunden. Aber auch landschaftlich, kulturell, mental, preislich, …
GALAPAGOS ist ein vom Staat wie von Reiseagenturen und Privatanbietern
voll kommerzialisiertes Unternehmen, und es hat „365 Tage im Jahr Hochsaison“. Entsprechend erfahre ich dort fast alle ‚Gastlichkeit‘ lediglich geschäftlich motiviert und die meisten (menschlichen) Bewohner als wenig erlebenswert. Die Tierwelt auf diesen Inseln ist allerdings einzigartig:  Wo sich sonst auf der Welt Hunde, Katzen, Tauben und Spatzen tummeln, da räkeln und wälzen sich hier auf Wegen und Stränden und sogar auf Sitzbänken Seehunde, Robben, Leguane, Meerechsen, Pelikane, Darwinfinken, …  –  ohne Scheu und Ängste vor Menschen.
In Meeresbuchten und in Hafenbecken schwimmen dutzende kleiner Haie oder Grüppchen von Manta-Rochen, jagen Robben nach Fischen, tauchen Kormorane und Tölpel, … In Reservaten bzw ‚Aufzuchtstationen‘ lassen sich hunderte ‚urweltlicher‘ Riesen-Schildkröten aus nächster Nähe erleben.
PERU  hat einladend viel touristische Infrastruktur und zahlreiche ‚Touristische Highlights‘:
TRUJILLO, LIMA, NASCA, ICA, AYACUCHO, CUSCO, MACHUPICCHU, TITICACA-SEE, AREQUIPA, …
Viel Archäologie und Geschichte, mystische Wüsten-‚Scharrbilder‘, unzählige Kolonialstil-Bauten, Inka-Kultur & -Bauwerke, lebendige indigene Kulturen,  … auch eine brutale jüngere Geschichte, die das Land mental noch immer belastet. Meer (die kalte Humboldt-Strömung!), Wüste, Oasen, Dünen; Urwälder im Amazonas-Tiefland; wuchtige Bergwelten der ANDEN, Wanderungen bis auf über 5200m Höhe, dazu viel Vermüllung, respektloser Autoverkehr, Korruption, hohe Kriminalitätsrate,
auch eine vorzügliche und vielfältige Küche, … ein Monat scheint mir fast wenig, das alles ausgiebig zu erleben und kennenzulernen. Viel lasse ich nicht aus; das ‚günstige‘ Preisniveau erlaubt hier mehr. Lediglich in der Hauptstadt erfahre ich das Glück, einige SERVAS-hosts zu erleben:
Gemeinsam Essen & Plaudern bzw. einen Spiele-abend ‚zelebrieren‘ bzw.
gemeinsam bei der Literatur-gruppe im Café Rilke teilnehmen. Einprägende Erlebnisse! Die nächtlichen Temperaturen in den Anden werden mir nach einer Weile zu kühl. Es zieht mich runter ins subtropische AMAZONAS-GEBIET,wo ich interessante Ökotourismus-projekte finde und erlebe.
Dann über die Grenze nach BRASILIEN. 
Der Staat  ACRE existiert (laut einigen Internet-Gerüchten) gar nicht. Ein ‚Bielefeld Süd Amerikas‘?? Ich quäle mich erstmal mit der Portugiesischen Sprache, muss ernüchtert feststellen, dass
Spanisch und Portugiesisch eben doch nicht „mehr oder weniger gleich“ sind. Die „ñäselñden & ñousçhelnden“ Laute der Brasilianer wollen nicht so recht in mein Ohr hinein. Und jene verstehen mein Spanisch bzw mein ‚Portuñol‘ nicht. Wollen sie es nicht verstehen?
Flüsse-Reisen lockt mich: Rio Madera, Rio Negro und Amazonas durchfließen den Norden und Nordosten Brasiliens wie überdimensionale Verkehrs-Adern. Diesel-Dampfer befördern preisgünstig Fracht & Passagiere durch scheinbar endlose Urwald-Regionen.
Zeit und Eile vergessend, sitze ich Stunden, Tage an Deck, beobachte Himmels-Stimmungen, gelegentlich exotische Vögel, auch mal in der Ferne Affen, an einer Fluss-Einmündung Rosa Delfine, dann wieder das teils skurrile Treiben an Bord. Ich schlafe -eher unruhig, oft auch gestört- in meiner Hängematte, dicht an dicht im Unterdeck, sinniere über ‚Lärm als Wert‘ in der Latino-Kultur, über (mangelnde) Rücksichtnahme und Empathie. Durch meine interaktiven Spiele finde ich Kontakt zu einem Grüppchen Venezolaner, die ‚ihr Glück‘ versucht hatten in Ecuador und Peru, nun frustriert zurückreisen in ihre krisengeschüttelte Heimat. Mit einem Einheimischen, der ehedem in Deutschland gelebt und dort für VW und Bosch gearbeitet hatte, beschließe ich ‚Teamwork‘: Abwechselnd passen wir auf unser Gepäck auf, bringen uns gegenseitig Kaffee, machen uns auf Ereignisse aufmerksam. Gemeinsam erwandern wir die ‚Urwald-Metropole‘ MANAUS (mit ihrem ‚Charme des Verfalls‘), genießen das entspannte Flair von SANTAREM und von ALTER DO CHAU (mit Fisch-Restaurants im sanft fließenden Wasser), MACAPÁ (mit seinem alten Fort und einer betonierten ‚Äquator-Linie‘), schließlich die Großstadt BELÉM (mit Dschungel-park, verfallenden Prachtbauten, lebhaftem Fischmarkt).
Der Amazonas endet im Atlantischen Ozean.  Ich mäandere weiter über den Kontinent, pendle zwischen Pazifik und Atlantik, drifte dabei langsam immer weiter südlich. SERVAS-Reaktionen (auf ca. ein Dutzend Mailanfragen) erhalte ich indes kaum. Die einzige Einladung kommt von einem Host in Ilheus, der „gar nicht mehr bei Servas gemeldet“ ist.
Den ‚Spirit‘ der Gastfreundschaft aber lebt er, und wir verbringen faszinierende gemeinsame Tage am Meer, beim Spezialitäten kochen & -schmausen, beim Austausch über Reiseerlebnisse; wir teilen viele Interessen und lassen’s uns gut gehen.
Weite, Distanzen, nächtelange Busfahrten charakterisieren dann meine Tour. BRASILIA, in den 50er Jahren modern geplante Hauptstadt versucht, durch moderne Architektur, durch Technik und großzügige, autogerechte Raum-Planung zu bestechen. Manchmal suche ich -vergeblich- den Menschen in diesen Planungen, den Einzelnen, den Behinderten, …
Im PANTANAL schließe ich mich einer organisierten Gruppe an, um die Fauna dieses Nationalparks ‚in Freier Wildbahn‘ zu erleben: Boa, Jaguar, Tapir, Kaimane, Riesenottern, Piranhas, Hyazinth-Aras, … ‚Wildtiere stalken‘ könnte man es phasenweise auch nennen.
Auf BOLIVIEN freue ich mich schon lange. Dann aber irritiert mich die MIKRIGE ANTWORT-QUOTE der dortigen SERVAS-Hosts auf meine (10) individuell gestalteten und formulierten Kontakt-Mails.
¿ Lesen die alle ihre mails nicht ? ¿ Haben sie keine Lust auf Servas-Besuche? ¿ Oder nur nicht auf einen ‚Gringo’+Alten+Mann ?
Keine Antwort(en) heißt: Mich ignoriert fühlen. Ich spüre, dass ich kränkbar bin. Immerhin: Einer meldet sich, will aber sehr viele Details von mir erfahren; als wäre ich ‚Bewerber‘. Als ich in seiner Stadt bin, tritt ‚Funkstille‘ ein. Ganz auf der anderen Seite des Landes meldet sich eine Gastgeberin: Sie ist jedoch nur noch eine Woche in La Paz, ehe sie selbst verreist. Ich beschließe, das Land schneller zu queren. Ein persönliches Treffen ist mir das wert. Dazu aber kommt’s dann doch nicht, trotz genau vereinbartem Treff- & Zeitpunkt. Vergeblich gewartet. Welche Enttäuschung! Irgendwas passt hier gar nicht! In mir gärt’s; Mutmaßungen kommen auf: In einem durch & durch korrumpierten Kontinent – warum sollte da SERVAS anders sein? ¿ Fiktive Listen, um so an Gelder oder Privilegien zu kommen ? Alles denkbar. Aber ich will niemandem etwas unterstellen, bin nicht hier, um anzuklagen. Ich möchte jedoch dieses Land ungern verlassen, ohne auch nur einen einzigen Servaskontakt.
Also schreibe ich einen Brief an alle, die ich in der Liste finde, schildere meine Erlebnisse, verweise darauf, dass sich gegenseitig Ignorieren nicht die Sprache einer ‚weltweiten Familie‘ sein kann, und ich hoffe auf Antworten: Zusagen oder Absagen, ohne Entschuldigungen oder lange Erklärungen. Eine einzige Reaktion kommt noch am selben Tag: Von einer ehemaligen Servasreisenden. Wir vereinbaren für den Folgetag ein gemeinsames Frühstück (mit ihrer ganzen Familie) und wir verstehen uns. Zumindest 1 nette Begegnung mit SERVAS BOLIVIA! Wohltuend.
Viele Bolivianer auf meiner Reise dort, begegnen mir freundlich, aber doch spürbar distanziert. Ich akzeptier’s. Das Land hat großartige Landschaften, eine vielfältige, farbenfrohe Folklore. Wirtschaftlich, infrastrukturell ist dort vieles (spürbar) im ‚Aufschwung‘. Das neue Seilbahn-Verkehrskonzept in LA PAZ & EL ALTO erscheint mir vorbildlich für ganz viele ‚auto-verseuchte‘ Großstädte der Welt. Die politische Stabilität Boliviens allerdings ist ‚wackelig‘. Das Land ist ‚polarisiert‘.
Erst in den Folge-Wochen (schon in Peru reisend) erhalte ich noch weitere SERVAS-Reaktionen auf meinen ‚Aufruf‘. Meine ersten Mails samt LOI scheinen (demnach) alle nicht angekommen! Dass Briefpost in Latein Amerika nur zu einem Prozentsatz beim Empfänger ankommt (eventuell auch geöffnet), das scheint weithin bekannt. ¿ Aber E-Mails? Oder kann es sein, dass Servas-Kontaktmails bei etlichen Hosts im SPAM landen ?
Beklemmendes Gefühl!
Auch in PERU erlebe ich SERVAS-mäßig (außer, wie beschrieben, in der Hauptstadt) eine ‚Flaute‘. Der TITICACA-SEE, die ANDEN und schließlich AREQUIPA und seine Umgebung ziehen mich ein 2. Mal in das Land. Mehrere Exkursionen (per Boot, Bus, bzw wandernd) lohnen’s mir. Tolle Eindrücke! In TACNA zuletzt doch noch die Begegnung mit einem SERVAS-Dayhost. Und wir genießen unser kurzes Treffen.
Im NORDEN CHILES gibt es keine SERVAS-Mitglieder.  Mich lockt die Erfahrung der ATACAMA-WÜSTE. Ich werde tief  beeindruckt von der landschaftlichen Vielfalt (rund um SAN PEDRO de ATACAMA), von zahlreichen ‚Natur-Spektakeln‘ (wie Geysiren, Salzseen, Bergseen in diversen Farben, ‚Mond-Landschaften‘, …). Die Gegend ist touristisch vermarktet, das Preisniveau hoch; ich erlebe aber auch etliche exzellente Exkursionen und kompetente Reiseleiter.
Ein weiteres Mal quere ich BOLIVIEN. Über eine nicht weniger faszinierende Berg- und Wüstenlandschaft führt meine (organisierte) Tour im Jeep bis zum weltweit größten Salzsee, dem ‚SALAR DE UYUNI‘. Später erlebe ich die Kolonialstädte POTOSI und SUCRE, in einer eigenartig angespannten Stimmung: In wenigen Tagen sind die Präsidenten-Wahlen. Sie ’spalten‘ die Bevölkerung. Ich erhalte SERVAS-Einladungen: Zunächst von der Vorsitzenden, die mich mit Servas-Freunden mitnimmt auf Stadttour durch COCHABAMBA und zum gemeinsamen Essen; dann organisiert sie mir Unterkunft bei einer weiteren Gastgeberin. Schließlich lädt sie mich ein, in ihrem Sprach-Institut eine Englisch-Stunde mit den Schülern zu gestalten. Sehr angeregte Frage- & Antwort-Stunde, was andere Lehrkräfte (z.T. auch Servas) veranlasst, mich auch in ihre Klassen zu bitten. Unvergessliche Tage. Ich setze meine Reise fort, im Gefühl, in Cochabamba einer richtigen Servas-Gemeinschaft begegnet zu sein. Im idyllisch gelegenen SAMAIPATA begegne ich noch einem Servas-Teilnehmer: Erlebenswerter Clown und
Öko-Bäcker. Er nimmt mich mit zu einigen Freunden, die sich begeistert auf einen Spiele-Nachmittag einlassen. Gut, dass ich ein zweites Mal Bolivien bereist habe! Und dabei doch noch positive SERVAS-Erlebnisse mitnehmen durfte.
Eine lange, holprige Strecke führt durch den ‚endlos weiten‘ GRAN CHACO, bis ins Zentrum PARAGUAYS. „SERVAS PARAGUAY befindet sich derzeit in einer Art Dämmerzustand“, signalisiert mir der dortige neue Vorsitzende.  Ich freue mich, überhaupt Antwort zu erhalten, denn die (SOL-)Hostlist, die ich vorfinde, gleicht einem mehrseitigen Notizblatt mit Namen, ohne Ortsangabe, ohne Hinweise zu Sprachkenntnissen, persönlichen Interessen etc. Man kontaktiert irgendwie in ein Nichts hinein. Natürlich sende ich da auch keinen LOI mit, vermeide persönlichere Angaben. Derzeitige SOL*-Erfahrungen! *(Die technische Umstellung auf ‚ServasOnLine‚ überfordert doch viele Servas-Mitglieder & -Verbände.) Dann aber nehmen sie meinen Besuch (und die gleichzeitige Ankunft einer dänischen Reisenden) zum Anlass für ein unverbindliches gemeinsames Mittagessen im Zentrum ASUNCIÓNs. Viele der Hosts begegnen sich dabei zum ersten Mal. Bente und ich lernen 8 nette Servas-Teilnehmer kennen, erhalten Einladungen, Stadtführungen und einen recht lebendigen Eindruck des ‚gerade Wiederbelebten‘ … Die Hostlist, so zeigt man mir, ist inzwischen überarbeitet und aufgewertet worden (mit Fotos, Details, …).
Die weite, ebene CHACO-Landschaft, die (gar nicht so kleine) Metropole ASUNCIÒN, einige charaktervolle Städtchen in der Provinz, und die geschäftige Grenzstadt CIUDAD DEL ESTE (mit den Iguasù-Fällen und Itaipù-Stausee in der direkten Umgebung), v.a. aber erlebenswert interessante und gastliche Servas-Hosts machen dieses nur wenigen bekannte Land durchaus einen Besuch wert.
Noch einmal besuche ich BRASILIEN. Diesmal den Süden und Südosten.
Ganz klar: Erstmal das Natur-Schauspiel (und ‚Welt-Naturerbe’/ Nationalpark) IGUAÇU-WASSERFÄLLE. In meinem persönlichen ‚Guinessbook der Rekorde‘ verewigen sich SERVAS-Hosts von SÃO PAULO & Umgebung: Auf meine vier mail-Anfragen erhalte ich innerhalb von 24 Stunden vier Antworten. 100%! Und alle positiv!
Die Stadt, vor der mich so viele warnten, empfängt mich ‚mit offenen Armen‘. Ich lerne liebenswerte Gastgeber kennen, finde -wiedermal- einen ‚Seelenverwandten‘: Aus unserem vereinbarten „gemeinsamen Frühstück“ wird ein kompletter Tag gemeinsam SÃO PAULO entdecken und gemeinsame Interessen herausfinden. Für den Folgetag organisiert er ein SERVAS-Treffen im Migrationsmuseum. Lebhaftes Grüppchen! Wir alle stellen unseren eigenen Migrations-Hintergrund fest. Mich deklarieren sie als ‚migrante mundial‘.
Ein Dayhost bringt mich der ‚MEGAPOLIS‘ SÃO PAULO näher, spaziert mit mir stundenlang über geschäftige Hauptstraßen, zeigt mir Museen, Galerien, einen zentralen Park, ehe wir in der ‚gesteckt vollen‘ U-Bahn zu ihm nach Hause fahren: Ein Apartment, vor dessen Balkon im 5-Minutentakt eben gestartete Flugzeuge vorbeidonnern. ‚Kontrastprogramm‘ im nahen VINHEDO:
Meine Hosts dort haben es sich wie in einem ‚Kleinen Paradies‘ eingerichtet. Sie motivieren mich, doch bitte länger zu verweilen, schließlich will man zu meinem Vorhaben beitragen, besser Portugiesisch zu lernen; gleichzeitig aber erhoffen sie sich „mehr Praxis“ für ihre Deutschkenntnisse. Geben & Nehmen! So machen SERVAS-Begegnungen Spaß!
RIO DE JANEIRO ist für Brasilien-Besucher ein ‚Muss‘, lockt mit Sehenswürdigkeiten & lässiger Lebensart. Mich beeindruckt am allermeisten mein Servas-Host, die sich schon in unserer Korrespondenz vorher, und dann als Gastgeberin und ‚Stadtführerin‘ wohltuend empathisch und motivierend zeigt. Gemeinsam reisen wir auch zur Servas-Jahrestagung ins charmante Hafenstädtchen PARATY. WOW! Da wird gefeiert, geplaudert und diskutiert, schließlich fast die gesamte Führungsriege neu bestimmt. Für mich zwei Tage angestrengten Zuhörens und Verstehen-Wollens. Ich stelle mir vor, wie sich Wenig-Deutsch-sprechende Gäste bei einer deutschen Jahrestagung fühlen.
Der eigentliche Anlass meiner Teilnahme in Paraty geht im dicht gedrängten Programm beinahe unter:
Vorstellung unseres Servas-‚WELCOME‘-Spiel.
Tage später aber beschließen meine Gastgeber in BLUMENAU (einst von deutschen Siedlern gegründete Stadt, mit immer noch deutscher Bier-Braukultur, eigenem ‚Oktoberfest‘ und ‚Christkindlmarkt‘, sowie einigen Fachwerkhäusern in der Innenstadt), sich an die portugiesische Ausgabe dieses Sprachenspiels zu machen.
In Peru wurde ich rasch zum Ceviche-Fan. Während drei Reisemonaten in Brasilien aber werde ich Flamengo-Anhänger. Das ist keine köstliche Speise, auch kein Tanz! Es handelt sich um den wohl kultigsten Fußballklub des Landes. Von Manaus bis Blumenau begleiten mich Fussball-Ereignisse und rotschwarz-gestreift gekleidete Anhänger des Vereins, dazu viele ‚Leiden‘, dramatische Spielwenden, bis hin zum Doppel-Triumph in Landes-Meisterschaft und ‚Copa de Libertadores‘ (Pendant zur europ. ‚Championsleague‘). Schon beeindruckend, wie sich  -nicht nur in Rio-  Strassen leeren und TV-Kneipen bzw -Bars füllen, wenn die ‚Rubro-Negros‘ spielen!
URUGUAY wants more travellers!„, entnehme ich der dortigen Hostlist.
Man kann ein Land auch überwiegend über SERVAS-Begegnungen erleben und kennenlernen. Planbar, kalkulierbar scheint mir das nicht. Es gilt eher, offen zu sein für alles, was kommt; und auskosten! All zu vielen Reisenden ist Uruguay gerade mal einen Tagesausflug (von Buenos Aires) wert, oder sie queren das Land in ein, zwei Tagen. Möglich ist das. In sechs bis sieben Stunden fährt ein Bus von der Brasilianischen Grenze bis nach Montevideo; dort gibt es ein Schnellboot, das zwei bis drei Stunden bis Buenos Aires benötigt. Um was von Uruguay zu erleben, lohnt es sich, in mehreren Tagesetappen kreuz&quer durch’s Land zu bummeln (zwischen Uruguay-Fluss und Atlantik-Küste, sowie entlang dem Rio de la Plata) und sich extra Zeit für die Hauptstadt zu nehmen. Uruguay und v.a. Montevideo kennenzulernen, braucht’s noch mehr. SERVAS-Bekanntschaften bringen dich diesem Land näher!
Ich habe Glück, erhalte auf 12 (individuell gestaltete) Kontakt-Mails sechs  schnelle & positive Antworten. „Denk ja nicht, MONTEVIDEO hat nur für 2-3 Tage etwas zu bieten! Plane mehr Zeit für uns ein!“ Und:“Wenn du genug Zeit mitbringst, können wir die Woche über viel Programm gemeinsam angehen. ¡BIENVENIDO AMIGO!“ hieß es in 2 der ermutigenden Reaktionen. Wie gut, reich an Zeit und ohne fixen Reiseplan unterwegs zu sein! Es werden zweieinhalb begegnungs- und erlebnisreiche Wochen, mit Folklore-Festival und Tango-Nacht und Konzert und Karnevals-proben (‚Candombe‘, …) und Stadtführungen, Strandspaziergängen, Museumsbesuchen, Spezialitäten-essen, Einladungen zum Lunch,
zur Familienfeier, sowie ein großes Servas-Jahresabschluss-Fest mit 18 Teilnehmern, vielen Leckereien, gemeinsam Musizieren und gesellig Spielen. Ca. 30 Hosts sind in Uruguays SERVAS-Liste verzeichnet; etwa zwei Dutzend davon darf ich so kennenlernen.  Ein Vergnügen! Sie alle scheinen ihre Freude daran zu haben, mir ihr kleines, eher unbeachtetes ‚Ländle‘
von seinen schönsten Seiten zu zeigen und erleben zu lassen  –  bevor ich ‚rübermache zum großen Konkurrenten‘ ARGENTINIEN und v.a. BUENOS AIRES.
In der großen Metropole auf der anderen Seite des RIO DE LA PLATA
‚verstecke‘ ich mich erst mal vor dem ‚Weihnachts-Hype‘. Also dort auch keine Servas-Kontakte. Bloß niemanden stören bei Geschenkzwang & Einkaufsrummel! Einem Graffiti entnehme ich immerhin: „PAPA NOÉL (also ‚Das Christkind‚) gibt’s in echt! Wer nicht wirklich existiert, das sind WIR!“ Der ‚Heilige Abend‚ wird mit Feuerwerken und Saufgelagen in den Straßen ‚gefeiert‘.
‚Endlose‘ Weite, ebene Büschelgrassteppen, gelegentlich Schafherden oder Guanacos erwarten einen in PATAGONIEN. Zeitaufwändig die Fahrt entlang der Atlantikküste – ohne den Ozean häufig zu sehen. Fast menschenleere Gegend. Erst im Süden FEUERLANDS ändert sich der Landschaftstyp,
bezaubern hügelige ‚Märchenwälder‘ und z.T. schneebedeckte Berge.
USHUAIA, „die südlichste Stadt der Welt“ (noch so ein „Ende der Welt„!) lockt haufenweise Touristen an. Einige von denen legen nochmal 5 bis 6000 Dollar hin, um per Kreuzfahrtschiff die ANTARKTIS anzusteuern. Ich kehre um. Mit Kälte habe ich abgeschlossen. Als Nomade bevorzuge ich, mit dem Sommer zu ziehen. Doch Wind & Kälte begleiten mich noch eine Weile.
Die ANDEN-Route führt mich nordwärts, über den Nationalpark TORRES DEL PAINE (in CHILE), mit wuchtigen Gebirgsstöcken und grossartigen Wandermöglichkeiten  –  wenn das Wetter mitspielt.
Man muss schon Wind & Kälte mögen, um PATAGONIEN zu lieben!
¿ Wie schaffen es die PanAmericana-Radler gegen so viel Wind?  Viele sieht man nur in & um Ushuaia. Und noch mehr Motorradfahrer.
Nach einigen Tagen im ‚Großen Süden‘ CHILEs, quere ich wieder die Grenze zu ARGENTINIEN, um CALIFATE und den PERITO MORENO GLETSCHER zu erleben. Fast andächtig und still betrachten 1000e das Naturspektakel des riesigen Gletschers, der mehrmals in der Stunde mit betörendem Krach große Teile seiner Eismassen ‚kalbt‘ und in den hellblauen See donnern lässt. EL CHALTÉN lädt ein zu traumhaften Wanderungen in seiner herrlichen Hochgebirgs- & Gletscher-Umgebung. Januar und Februar erlebt Patagonien Hochsaison, und damit einen Massenansturm von Touristen.
Busse und Unterkünfte sind dann zumeist ausgebucht; das Preisniveau steigt schmerzhaft, und die Einheimischen bieten eine sehr kommerzialisierte ‚Gastfreundschaft‘. Meine Reisen in Süd-Amerika finden zumeist in Bussen statt; jetzt auch per Autostopp: Nicht einfach, aber möglich, und allemal interessanter, kommunikativer! Im Bus wird viel gepennt, bei geschlossenen Vorhängen und laut eingestelltem Fernseher;
irgendein Hollywood-Ausschuss-Film … Reden tun im Bus vorwiegend die allgegenwärtigen ‚Telefon-Junkies‘ – egal zu welcher Stunde,
egal ob andere Ruhe suchen. Eisenbahn-Personenverkehr ist in Latein-Amerika nahezu abgeschafft (außer ein paar touristische ‚Panorama-strecken‘ oder Vororts-Züge). Der Busverkehr übernahm nahezu flächendeckend, mit akzeptablen bis billigen Preisen, mal sehr bequem, mal in abgenutzten Fahrzeugen. Das Image von „verwegenen, rücksichtslos
über kurvige Bergstrecken jagenden Busfahrern“ gehört weitgehend der Vergangenheit an. Erst in BARILOCHE mache ich meine erste SERVAS-Bekanntschaft, lebe auf in unserer Unterhaltung über „kulturelle Missverständnisse“. Die anderen ‚Hosts‘ in Patagonien reagieren nicht.
Erneut reise ich nach CHILE; zunächst in dessen ‚KLEINEN SÜDEN‘ (mit Puerto Montt, Osorno, Valdivia), später ins ZENTRUM des Landes (Linares, Santiago, Valparaiso, Viña del Mar). CHILE befindet sich in einer heftigen sozialen Krise, bereitet sich sichtbar vor auf noch mehr Gewalttätigkeit & Zerstörung. Bedrückend! Wiedersehen mit Reise-Bekanntschaften, sowie unvergessliche SERVAS-Begegnungen & -Besuche, lässige und herzliche Gastlichkeit lassen mich dennoch entspannen und letztlich positiv
an dieses ‚lange und enge Land‘ zurückdenken. Wie wichtig ist es doch, profunde zwischenmenschliche Begegnungen zu haben! Der intensive Austausch ist unerlässlich, ein Land näher kennenzulernen. Die SERVAS-Idee lebt!Nochmal durch ARGENTINIEN, diesmal durch den eher subtropischen NORDWESTEN & NORDEN. Noch einmal schroffe Bergketten der ANDEN queren,sommerliche Tage im grünen, schattigen MENDOZA auskosten,wunderschöne Berglandschaften erwandern (SALTA, JUJUY) und mich in Thermalquellen entspannen.
Das ‚Coronavirus‘ beginnt, Gespräche & politische ‚Maßnahmen‘ zu dominieren, schränkt Freies Reisen plötzlich ein. Ich bereite meinen nächsten Trans-Atlantik-Flug und einen weiteren Besuche-Sommer in Europa vor, spüre Vorfreude auf ganz viele Wiedersehen, gemeinsame Aktivitäten und kreative Projekte dort. Die rasche Ausbreitung des Virus jedoch und viel Unkenntnis (bei großer ‚Entschlossenheit‘) verändern die Welt binnen Kurzem: Grenzschließungen, Ausgangssperren,
Einstellung von Flügen und anderen Reisemöglichkeiten machen ‚Planen‘ zum absurden Spiel. Ich fühle mich getrieben von den Ereignissen und Entscheidungen, gezwungen weiterzureisen, um eine Grenze noch heute zu queren, statt „hier bis auf weiteres festzusitzen“.
Was sucht der Reisende in einer Welt mit geschlossenen Grenzen?
Wo bleibt der ‚Nomade‘ bei ‚Ausgangsverboten‘?
Vielleicht dazu dann mein nächster ‚Reise-Bericht‘.
inzenhopeter