Dreiländereck-(PL, CZ, D) Servastreffen in Polen (Juni 2017)

Gruppenfoto des Treffens
Die Teilnehmer beim gemeinsamen Essen

Erzähl mal, wie war denn das SERVAS-Treffen in den Izery Mountains! – Da gibt es nichts zu erzählen, unspektakulär, schön, hat Spaß gemacht.

Was habt ihr denn gemacht? – Nichts Besonderes, angekommen, gegessen, getrunken, gewandert, geredet.

Erst als ich gebeten werde, über das deutsch-polnisch-tschechische SERVAS-Treffen von Anfang Juni in den Izery Mountains zu berichten, beginne ich darüber nachzudenken, was mich so berührt hat.

Soll ich unsere Verschiedenheiten betonen? Die Altersspanne vom kleinen Mädchen bis zum rüstigen Rentner? Mit und ohne Behinderungen? Wir wanderten alle stundenlang über Stock und Stein und machten uns gemeinsam Sorgen darum, ob ein Dorfhund, der uns gefolgt war, den langen Weg (den er mindestens doppelt wenn nicht dreifach lief) schaffen würde oder gar verlorenging. Er wurde zu unserem SERVAS-Hund ernannt.

Soll ich die Bandbreite an Nationalitäten hervorheben? Denn es gab auch noch eine Spanierin und einen Finnen unter den fast dreißig Leuten. Wir sangen tschechische und polnische Lieder am Lagerfeuer – und fanden unsere Gemeinsamkeit in wenigen Kinderliedern, die es in allen Sprachen gemeinsam gab. Oder verhielten uns wie die Kinder und lernten ein Kinderlied, weil eben Kinder am leichtesten Gemeinsames ausspielen.

Soll ich prüfen, ob die Organisation klappte? Wie sich ein Lächeln im Gesicht breit machte, als nach all den Bergen und Kurven auf immer kleiner werdenden Landstraßen an einer Abbiegung ein selbst gebasteltes Schild „SERVAS“ stand? Wie jede/r sich alle paar Stunden wunderte, dass wieder mal Heinzelmännchen den Tisch gedeckt oder abgewaschen hatten, Feuerholz sammelten, fegten – und schmunzelnd dann und wann selbst Heinzelmännchen spielten.

Soll ich vom Ort berichten, Nemoland, Niemandsland – eine ehemalige Konfliktregion, wo Deutsche vertrieben und Ostpolen hin umgesiedelt wurden nach einem der schrecklichen Kriege des vorigen Jahrhunderts, ein Gebiet, in dem Geschichte steckt, die aber erst durch Geschichtenerzählen wieder ausgegraben wird? Ein Niemandsland, wo wir mit all unseren eigenen Geschichten zu Gast waren.

Soll ich ein Highlight suchen? Wir haben eine Kristallglasfabrik besichtigt.

Nein, das Highlight war, dass keines zu registrieren war : Menschen haben sich getroffen, sich ausgetauscht, kennengelernt, ein paar Tage zusammen gelebt. Es war das, was SERVAS als Ziel hat: Frieden – und der ist ein ganz unspektakuläres Highlight, das sich einschleicht, ohne wirklich wahrgenommen zu werden.

Ein Bericht von Helga M., Juni 2017