Erfahrungen mit der Planung einer Reise in die Niederlande

Reisedauer:
Wir bereisten die Niederlande im Mai 2023 für insgesamt gut zwei Wochen.

Reiseanlaß:
Auslöser für die Reise waren ein Vortrag über das Kröller-Müller -Museum und eine Biographie über
die Museumsgründerin.
Unser letzter Aufenthalt in den Niederlanden (Amsterdam) lag mehr als zehn Jahre zurück.
Nun galt unser Reiseinteresse einer Kombination aus dem Erleben von Land und Leuten (deswegen
Servas) sowie dem Besuch einiger Museen und Architekturen.

Reisevorbereitung:
Wir rekapitulierten, welche niederländischen Autoren wir gelesen hatten und lasen
Tilmann Bünz: Fünf Meter unter dem Meer
Harry Mulisch: Das Attentat

Reisegebiet/Reiseziele:
Groningen, Apeldoorn, Nationalpark Hoge Veluwe (hier stehen 1800 Fahrräder mit Kindersitzen zur
kostenlosen Benutzung bereit), Leiden, Lisse, Zoetermeer, Den Haag, Rotterdam, Utrecht, Houten,
Laren, Zwolle.

Reiseplan und ein Wort zu unseren Hosts:
Geplant hatten wir einen Mix aus Servas-Besuchen und Hotelübernachtungen.
Im Februar 2023 richten wir Übernachtungsanfragen an 19 Servas-Gastgeber- Gastgeberinnen.
Die Resonanz darauf gab uns Rätsel auf, denn sechs Servas-Hosts antworteten rasch (darunter ein
Paar, das bei Servas separat auftritt), sechs erst auf Nachfrage nach einigen Tagen, und sechs
reagierten überhaupt nicht.
Von denjenigen, die uns aus unterschiedlichen Gründen leider nicht
beherbergen konnten, gab es zum Teil so nette Reaktionen, daß wir es bedauerten, sie nicht
kennenlernen zu können. Schlußendlich waren wir Gäste in fünf verschiedenen Haushalten.

Insgesamt machten wir die Erfahrung, daß unsere Hosts sehr interessiert an Begegnungen waren,
insbesondere dann, wenn es sich um alleinstehende Menschen handelte, die vielfach ein großes
Mitteilungsbedürfnis hatten. Uns wurden die Themen Religion und Integration auffallend oft
angetragen. Unsere Hosts waren mit ihren Quartieren sehr verbunden und zeigten uns deshalb gerne
ihre Umgebung. Das war deshalb so interessant, weil wir dadurch in Gegenden kamen, die wir sonst
nicht kennengelernt haben würden, wie beispielsweise den Rotterdamer Stadtteil Bospolder am
DAK-Park (BauNetz, 24.04.2023: "Bospolder-Tussendijken befindet sich im Westen Rotterdams und
grenzt dort an das Hafengebiet an der Neuen Maas. In den vergangenen Jahren hat der Stadtteil
einige Entwicklungen erlebt, die zu seiner Aufwertung beitragen sollen. Seit 2018 läuft etwa das
Programm BoTu 2028, mit dem die Stadt Rotterdams ein erstes sog. resilientes Quartier gestalten
möchte.
In dem einkommensschwachen Gebiet, das mit den Maßnahmen auch auf die
Energiewende vorbereitet werden soll, liegt der Anteil an Sozialwohnungen bei etwa 60 Prozent.
Mit dem Projekt will Rotterdam durch städtebauliche, infrastrukturelle und soziale Maßnahmen die
Lebensqualität vor Ort steigern. Bereits 2014 eröffnete hier der 1.200 Meter lange Dakpark auf
darunter liegenden Gewerbebauten. Seitdem dient der von Buro Sant en Co (Den Haag) geplante
Deich, die Schwelle zwischen Hafen und angrenzendem Wohngebiet, nicht nur als Erholungsfläche,
sondern auch als Anlaufpunkt für unterschiedliche Nachbarschaftsinitiativen."
Fußläufig von dort gut zu erreichen ist das idyllische Delfshaven (mit Pilgerkirche, letzter Gottesdienst
vor der Schiffspassage in die USA für Auswanderer). Eine Fahrradtour führte uns durch die Stadt
Zoetermeer, die in den 1960-iger Jahren als Entlastung für den Ballungsraum Den Haag gebaut
wurde.

Besonders beeindruckt waren wir in den von uns besuchten Regionen vom fabelhaften Nahverkehr,
der konsequenten Verbannung von Autos auf P+R-Parkplätze, dem modernen Abbuchungssystem
des Nahverkehrs mit Chipkarten und insbesondere in Wohngebieten von der Falschparkerkontrolle
durch Streifenwagen mit autonom arbeitendem Radar(!). Offenbar lassen sich notwendige Schritte in
kleinen Ländern schneller umsetzen.

In Rotterdam sahen wir Versuche der innerstädtischen Nachverdichtung durch Nutzung von
Hausdächern. Dazu gibt es inzwischen auch bereits öffentliche Führungen.
Anders als noch vor Jahrzehnten, als man in alle Wohnungen reinsehen konnte, verfügen inzwischen
ebenerdig gelegene Wohnungen weitgehend über einen Sichtschutz (Rollos, Gardinen oder Hecken).
Der Umgang mit der Tatsache, daß Deutschland die Innenstadt von Rotterdam im zweiten Weltkrieg
völlig zerbombte, war für uns berührend, denn man vertrat die Auffassung, daß das der Krieg unserer
Großväter und Väter gewesen sei, weshalb man uns keine Schuld nachtrage.

Für Freunde der Architektur gibt es sehr viel zu sehen sowohl im Bereich der klassischen Moderne als
auch hinsichtlich aktueller Architektur. Die Museumslandschaft läßt keine Wünsche offen. Vielfach ist
die Buchung eines Zeitfensters für den Museumsbesuch obligatorisch. In vielen Museen kann man
gut und leicht essen, wenn man mal keine der in den Niederlanden sehr populären und köstlichen
indonesischen Reistafeln essen möchte.

Museen, die wir hervorheben möchten:
LAM in Lisse: Stichwort Foodart
Singer in Laren: Stichwort Niederländische Malerei Anfang 20. Jahrhundert
De Lakenhal in Leiden: Stichworte Geschichte des Tuchhandels und architektonisch ansprechender
Anbau.

(Copyright: Regine und Hinrich, Foto: privat)