In erster Linie wollten wir mit dieser Reise herausfinden, wie die Ladeinfrastruktur für unser e-Auto ist, also ob das alles glatt läuft, ober ob wir mitten in der Nacht auf einem Bauernhof auf dem Land nach einer Steckdose fragen müssen. Aber das nur am Rande und Folgendes sei bemerkt: dies war die erste Reise nach Frankreich, bei der das Auto NICHT liegengeblieben ist.
Dazu muss man wissen, dass wir seit ca. 30 Jahren nicht mehr Urlaub in Frankreich gemacht haben und die Autos damals wirklich die letzten Rüben waren. Wir, das sind dann mein Mann und ich, beide Jahrgang 1962. Auf dem Rückweg waren sie alle doppelt so wertvoll wie hin, weil man für den 15 Jahre alten Opel noch eine neue Lichtmaschine kaufen musste. Alle „Boomerboys and -girls“ kennen vermutlich diese Geschichten.
Aber auch davon wollte ich eigentlich nicht berichten, sondern wie WUNDERVOLL die Bretagne ist und die Leute, die dort leben.
Unsere (wohlgemerkt erste Bretagne-Reise) führte uns vom Mont-Saint-Michel über die rosa Granitküste ins Finistere und von dort an das „Ende der Welt“ beim Pointe du Raz. Da es dort nicht weiterging, sind wir dann in die andere Richtung weitergefahren zum Golf du Morbihan und über den „Zauberwald“ Broceliande und die Champagne zurück nach Deutschland. Real waren das 17 Reisetage und ca. 3000 km, gefühlt waren es 3 Monate.
Unsere SERVAS-Gastgeber hatten vorab über E-Mail kontaktiert und mit einer Ausnahme haben sich alle binnen 1-3 Tagen gemeldet. Wir durften allerdings auch die Erfahrung machen, dass viele Leute auf die gleiche Idee gekommen waren wie wir, nämlich im September/Oktober Urlaub zu machen. Mit etwas Flexibilität haben wir dann aber immerhin zwei Treffen hingekriegt, die – wie immer – einmalige Erfahrungen für uns waren. Auch konnte die französische Sprache geübt werden, was eingangs zugegebenermaßen nicht so flüssig lief. Die Vorurteile, dass die Franzosen zum Abendessen nie weniger als 3 Gänge essen können wir bestätigen.
Der erste Besuch war bei einem sehr netten Ehepaar mit einer nicht überschaubaren Zahl an Geschwistern, Kindern und Enkeln in der Nähe von Lannion. Wir hatten die Gelegenheit, den Wochenmarkt dort zu besuchen und im Anschluss fuhren wir zur rosa Granitküste. Das ist wirklich eine höchst spektakuläre Gegend und ein „Must-See“, auch wenn man es schon im Fernsehen bei „Commissaire Dupin“ gesehen hat. Wir haben dann auch gleich das Hotel identifizieren können, in dem er übernachtet hatte (also im Film). Bei unseren Gastgebern gab es üppige landestypische Mahlzeiten und fast alles war selbstgemacht bzw. angebaut. Chapéau! Wir fühlen uns sehr wohl und herzlich willkommen.
Den zweiten Kontakt hatten wir mit einem weiteren sehr netten älteren Ehepaar. Diesmal sprachen beide Deutsch, was uns sehr entgegenkam. Wir gingen gemeinsam spazieren und Esskastanien sammeln (die mittlerweile zu Mehl verarbeitet wurden – der finale Zubereitungsschritt steht noch aus, zu was auch immer. Zum Abschluss gab es einen „bretonischen Abend“ mit Galettes und Cidre aus dem Boule (den wir bei der ersten Begegnung für eine Suppentasse gehalten hatten). Sehr lecker, auch wenn die Dame des Hauses immer wieder betonte, dass der Bäcker ja wohl die löchrigsten Galettes verkauft, die sie je sah. Auch hier fühlen wir uns ganz wie zuhause.
Wir können diese Reise nur empfehlen, aber es ist weit und man braucht Zeit. Auch hat uns die Größe der Parkplätze in eher kleinen Städten oder sogar Dörfern Angst gemacht – es ist unbedingt angeraten nicht in der Hauptsaison zu fahren es sei denn man liebt überlaufene Gassen und Geschiebe. Auch sind Grundkenntnisse der französischen Sprache hilfreich, wenngleich auch in den Touristenorten Jeder Englisch versteht. Die Autobahnen sind teuer, aber dafür kann man fahren und muss nicht im Stau stehen (außer vielleicht rund um Paris). Die Ladeinfrastruktur ist ausgezeichnet. In der Bretagne ist die Benutzung der Fernstraßen übrigens frei, das fanden wir sehr nett von der Bretagne. Gastgeber gibt es reichlich und wir hätten sicher noch mehr SERVAS Stops machen können, aber es war so auch okay.
Im Übrigen haben wir in Concarneau einen neuen Trendsport kennengelernt: Wandern nicht am, sondern im Meer. Wir haben es aber nicht ausprobiert, dafür hätten wir noch Neoprenanzüge kaufen müssen. Auch ein Tipp für eine Sportart, die man bis ins hohe Alter praktizieren kann. Allerdings ist für uns das Meer so weit weg und der für uns leicht zu erreichende Main ist ausgebaggert ☹
Von: Susanne Ulrich